Skip to main content

Ausstellung: „The End of Nature as We Know It“ mit Fotos von James Balog im Deutsch-Amerikanischen Institut Tübingen

Geschrieben von Assia M. Harwazinski am . Veröffentlicht in Menschen & Politik.

Das DAI präsentiert noch bis zum 25.04.2024 die Foto-Ausstellung „The End of Nature as We Know It“ mit 31 eindrucksvollen großformatigen Bildern des gefeierten Dokumentar-Fotografen und Geomorphologen James Balog.

Mehrheitlich zeigen seine Aufnahmen Eislandschaften und schmelzende Gletscher, und als Kontrast dazu verheerende Waldbrände in Kanada und Kalifornien, welche die Landschaft und das Leben der dortigen Bewohner bedrohen und verändern. Die Bilder beeindrucken und verstören zugleich.
Balogs Ambitionen liegen auf der Fotojagd nach den größten Gletschern der Erde, ihrer Schönheit und Gefährdung gleichermaßen. Manche seiner Motive wirken wie Juwelen, vergrößerte Diamanten oder Bergkristalle in vollendeter Schönheit.

ice glberg p386 3k smallCopyright: ©James Balog

Ergänzend zur Ausstellung wurde am 23. Januar 2024 der Dokumentarfilm „Chasing Ice“ (USA 2012) gezeigt, mit Ausschnitten aus dem Leben und der Arbeit des Naturfotografen, der sich längst auf die Untersuchung von Eis spezialisiert hat, um den weltweiten Klimawandel in seinen Ausmaßen und Auswirkungen sichtbar zu machen. In den USA wird dieser 74-minütige Dokumentarfilm inzwischen immer wieder auch an Schulen gezeigt und erweckt viel Aufmerksamkeit. Weder Film noch die Fotografien klagen an: Sie zeigen, was in den kältesten Regionen der Erde passiert und welche Auswirkungen dies weltweit hat. Dies überzeugt mehr als die apokalyptisch aufgeladenen Anklagen so mancher Klima-Aktivisten – weil sie getragen werden von den (Er-)Kenntnissen eines technisch und visuell hochbegabten ambitionierten Wissenschaftlers und Dokumentars und dessen ruhiger, überzeugender Vermittlung.

Copyright: ©James BalogCopyright: ©James Balog

Balog, der jahrelang als Naturfotograf Bilder von bedrohten Tierarten, Urwäldern und Bäumen für renommierte Magazine wie „National Geographic“, Life, usw. lieferte, produziert seit Jahren vor allem Bilder vom Eis. Im Jahr 2007 startete er sein eigenes weltweites Projekt „EIS – Extreme Ice Survey“ und gründete den „Earth Vision Trust“. Das Eis ist für ihn eine Art Archiv der Erdgeschichte und des durch den Menschen mitverursachten Klimawandels. Seine Bilder sind Kunstwerke – so wie die Naturphänomene, die er mit einer zweistelligen Zahl hochwertiger Spezialkameras aufnimmt und sammelt, die er an verschiedenen Orten der Erde gleichzeitig montiert, um sie gemeinsam mit einigen Mitarbeitern regelmäßig aufzusuchen und auszuwerten. Dabei kommt es zwischendurch auch zur Zerstörung seiner aufwändigen Ausrüstung durch die Kälte, Stürme, die gesamte extreme Witterung und manchmal durch Vögel (was ihn dabei am meisten zu enttäuschen scheint, ist der Verlust der Aufnahmen). Doch immer wieder gelingen ihm hervorragende Abbildungen dessen, was sich in den Eisregionen dieser Erde an Wandel vollzieht; so filmte er beispielsweise den vermutlich bisher größten kalbenden Gletscher, den Ilullissat-Gletscher auf Grönland, der eine Fläche von über 8 Quadratkilometern umfasst. Diese Arbeit ist anstrengend, gefährlich, herausfordernd und mit enormem Verschleiß an Kräften und Material verbunden.

JB Iceland final smallJames Balog | Copyright: ©Svavar Jonatonsson

In diesem Sommer wird Balog 72 Jahre alt. Seine Leidenschaft und sein Interesse am Gegenstand seiner jahrelangen Arbeit scheinen ungebrochen zu sein. Inzwischen hält er immer wieder Vorträge vor wissenschaftlichem und vor Laien-Publikum, um die Veränderung der Erde durch den Klimawandel und die damit einhergehenden Bedrohungen aufzuzeigen. Er tut dies auf äußerst sympathische Weise: Mit eindrucksvollem Material, wissenschaftlich akribisch ausgewertet, technisch grandioser, überzeugender Zeitraffer-Präsentation, die alles anschaulich verdeutlicht, und das Ganze ästhetisch äußerst anspruchsvoll.

Link zur Veranstaltung: https://www.dai-tuebingen.de/events/james-balog-the-end-of-nature-as-we-know-it.html

© Assia M. Harwazinski